LEONIDIS GREBE

Geboren: 6.Juli 1934 in Schönau

Eintritt in den Orden der Dernbacher Schwestern: 1955

Gelübdeablegung: 17. April 1958 in Dernbach

 

Nach ihrer Ausbildung zur Diätassistentin in Münster übernahm Sr. Leonidis 1965 die Leitung der Diätküche des Martinus-Krankenhauses in Düsseldorf. Im Jahr 1970 wurde sie dann von der damaligen Generaloberin ins Mutterhaus nach Dernbach gerufen und gefragt, ob sie bereit sei, in die indische Mission zu gehen. Dort war gerade das erste Haus der Schwestern in Dhani, Maydra Pradesch, gegründet worden. Nachdem Mutter Herluka ihr erklärte, dass ausschließlich eine Diätköchin ein Visum für Indien bekommen könne, stimmte Sr. Leonidis im Gehorsam aber ohne viel Begeisterung zu. Ihre Aufgabe war es, in Bangalore ein Haus zu gründen. Am 6. November 1971 landete sie in Bangalore und nahm ihre Arbeit im St. Martha-Krankenhaus auf. Dort blieb sie für fünf Jahre. Während dieser Zeit wurde sie in die Planung einer Diätabteilung für das St. Johns-Hospital einbezogen. Mit Hilfe des Leiters des Krankenhauses konnte sie in Bangalore ein Grundstück erwerben. Ein besonderer Glücksfall war das Zusammentreffen mit dem Jesuiten Pater Stevens, der als Architekt für die deutsche Misereorgruppe tätig war. Er entwarf das Gebäude von Seva Nilaya auf dem Grundstück in Bangalore – und alle weiteren Niederlassungen, die folgen sollten. Heute haben die Dernbacher Schwestern 15 Niederlassungen in Indien.

Viele Jahre übernahm Sr. Leonidis als Provinz-Oberin und Vize-Provinzoberin Verantwortung für die junge Ordensgemeinschaft in Indien. Während dieser Zeit dehnte sie die Mission bis Tamil Nadu und Ranchi aus. Eines ihrer ersten Projekte war die Errichtung der Katharine Kaspar Kontrollstation für Leprakranke. Es folgten Schulen und Kindergärten, Altenheime, ambulante Beratungsstellen und weitere Krankenstationen.

Der Weg führte Sr. Leonidis von Bangalore nach Delhi, wo sie acht Jahre lang im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz die deutschsprachigen Katholiken seelsorgerisch betreute. Nach ihrer Rückkehr nach Bangalore führte sie diesen Dienst mit großem Engagement fort. Ihrem gewinnenden Lachen, ihrer Spontaneität und Natürlichkeit konnte sich niemand entziehen.

Ihr Hauptaugenmerk galt den Kindern. Früh erkannte sie, dass nur über schulische Bildung eine Verbesserung der Lebensbedingungen erreicht werden kann. Schulen und Kindergärten wurden auch in den entlegensten Regionen, wie in Sebastiapuram am Golf von Bengalen, gegründet. Auch ausgestoßenen Schülern wollte sie Zugang zur Bildung ermöglichen. Wenn Eltern das geringe Schulgeld nicht aufbringen konnten/können wurde und wird ihnen mit Spenden oder Patenschaften geholfen. Vielerorts wird das Angebot der Schwestern bis heute so gut angenommen, dass Schulgebäude erweitert oder neu gebaut werden müssen.

Trotz ihrer großen Entfernung hielt Sr. Leonidis einen engen Kontakt zur Heimat. Und auch die Schönauer vergaßen sie nicht. Die monatlichen Kollekten an den Türen der St. Elisabeth-Kirche, die Spenden aus der Familie und dem großen Freundeskreis sowie die Gewinne der Weihnachtsbasare, die von der unermüdlichen Missionsgruppe aus Hofolpe vorbereitet wurden/werden ermöglichten Sr. Leonidis immer wieder unbürokratisch und spontan dort Hilfe zu leisten, wo Menschen ihrer Ansicht nach geholfen werden musste. So ermöglichte sie den Bau von kleinen Häusern für Flüchtlinge aus Sri Lanka in Yercaurd, die zuvor in Wäldern unter menschenunwürdigen Bedingungen hausten. Und auch als der Tsunami Weihnachten 2004 über die Menschen an der Küste hereinbrach reagierte sie unverzüglich. An Stelle der zerstörten Hütten wurden – durch großzügige Spenden ermöglicht – 110 neue Behausungen gebaut für die bedürftigen Familien, die vernichteten Boote und Netze, Existenzgrundlage für die Fischer, durch neue ersetzt. Nicht aufgezählt werden können die Hilfen bei Einzelschicksalen. Den Menschen zu helfen ohne Ansehen der Person und seines Glaubens – das war für Sr. Leonidis oberstes Gebot. Und sie erfüllte diese Aufgabe fast vierzig Jahre lang bis zum letzten Tag mit Fröhlichkeit, Tatkraft, Ausdauer, Geduld, Mut, Humor und einem unerschütterlichen Gottvertrauen.

Am 3. Juni, kurz vor ihrem 75. Geburtstag und ihrem geplanten Heimaturlaub, wurde Sr. Leonidis für alle unerwartet, nur ein Jahr nach ihrem goldenen Ordensjubiläum, von Gott heimgerufen. Sie hinterlässt in Indien eine große Lücke. Sie wird unvergessen bleiben – ihr Werk soll weiterleben.

Aus Respekt ihr gegenüber fühlen wir uns dazu verpflichtet.